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„black diamond“

Titel: „black diamond“verschenkt
Jahr: 2015
Maße: 180 cm x 120 cm
Material: verschiedenste Stoffe, Nähgarn
Technik: quilt-as-you-go, Maschinen- und Hand-Stickerei

ein Quilt zum Abschied für eine Freundin in schwarz und weiß

 

Im vorigen Jahr eröffnete mir eine langjährige Freundin, dass sie in einem Jahr, also dieses Jahr im September, zu ihrem Vater nach New York auswandert, für immer.

Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, war es schnell klar: Zum Abschied und für ihr neues Leben möchte ich ihr etwas mitgeben. Etwas, das sie an mich erinnert, in guten und in schlechten Tagen, an heißen Sommertagen und im kalten New Yorker Winter, ein Quilt eben.

Und da das nun mal keine „Kleinigkeit“ ist, fragte ich sie vorsichtshalber, ob sie denn einen Quilt haben möchte. Die Zustimmung war groß. Auch bei der Wahl des Musters und der Materialien waren wir uns schnell einig. Wir mögen beide keine typischen Quiltstoffe. Da fehlt uns die unterschiedliche Haptik. Daher haben wir überwiegend Baumwollstoffe ausgewählt, etwas Wolle und einen Seidenmoirée für die Stege. Für die Rückseite suchten wir schwarzen Babycord aus und statt Vlies habe ich schwarzen Molton verwendet. So wurde der Quilt weich, anschmiegsam und doch warm.

Lediglich die Auswahl der Farben gestaltete sich schwierig. Sie wünschte sich uni schwarz und ich war strikt dagegen. Das wird einfach nicht lebendig. Schließlich haben wir uns auf 60 % schwarz, 20 % weiß und 10 % petrol, neben schwarz ihre zweite Lieblingsfarbe, geeinigt. Für die restlichen 10 % schlug ich gelb, pink oder lila vor. Ihr gefiel gold besser. So fanden kleine und kleinste Stücke aus dem Nachlass einer Textilwerkstatt eines Benediktine­rinnenklosters in Arnheim endlich eine Verwendung. Man soll doch nichts wegwerfen!

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Als Muster bevorzuge ich die quilt-as-you-go-Technik, da ich eine winzige Wohnung habe und so etwas auch in der kleinsten Hütte Platz findet. Und bis zu einem gewissen Stadium kann man das auch gut mitnehmen. Jeden Morgen im Bus nähte ich einen Steg auf der Rückseite von Hand an. So wuchs das gute Stück zügig.

Den Titel „black diamond“ in Anlehnung an die Quadrate des Musters und die Hautfarbe meiner Freundin ließ ich maschinell sticken und fügte den Streifen in das Muster ein. Ja, und wie meistens habe ich dann auch noch mein Wappentier versteckt: eine Maus. Sie ist knapp 2 cm groß, mit feinsten Stichen handgestickt und stiehlt sich grinsend von dannen…

Im September fliegt meine Freundin nach New York. Dann wird sie sich das erste mal mit dem Quilt zudecken. Im Flugzeug ist es ihr immer zu kalt, hat sie gesagt. Und im Sommer, wenn es in New York zu heiß dafür wird, kann sie ihn an die Wand hängen. Vielleicht denkt sie dann mal an mich…

In der Mitgliederzeitschrift Nr. 120 der Patchworkgilde Deutschland e. V. vom September 2015 wurde dieser Text im Rahmen einer Serie über Quilts in Schwarz und Weiß veröffentlicht.

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