Es begann mal wieder – wie meistens bei Quiltern – mit einem Rest. Diesmal war es aber kein Patchworkstoff, sondern ein Stück ungebleichtes Leinen, das laut danach rief, bestickt zu werden. Als nächstes fiel mir irgendwo der Nachdruck eines alten französischen Kreuzstich-Musterbüchleins mit Putten in die Hände. Damit wusste ich auch nicht so recht etwas anzufangen. Der folgende Fund war eine Wundertüte voller Reste von altem Vierfachgarn in verschiedenen hellen Farben und diversen Stärken. Schließlich fand ich auf dem Flohmarkt einige Meter roten Niedieck Brillantsamt von ungefähr 1960, den ich unmöglich liegen lassen konnte. Bei einem Kaffee schloss sich der Kreis und die Idee wurde geboren: ein Quilt, die Putten mit Vierfachgarn auf Leinen gestickt, im Wechsel mit dem Samt zusammengefügt.
Wie meistens brauchen solche Projekte bei mir „etwas“ länger: Es waren rund vier Jahre, bis nach und nach 58 Putten auf 43 Blöcke gestickt waren. In dem Musterbuch haben die Putten jeweils sozusagen eine „Zutat“, ein Musikinstrument, ein Tier, eine Blume, irgendetwas. Dieses Teil habe ich in Rot passend zum Samt gestickt. Das Stickgarn für die Engel selbst wurde farbig und in der Stärke dem jeweiligen Stück Leinen angepasst.
Ein Quilt benötigt aber nicht nur einen Innenteil, sondern auch einen ansprechenden Rand. Davon war in dem Büchlein aber lediglich ein Stück Ranke gegeben. Der Rest entstand durch Spiegeln, Ansetzen und Vervielfältigen des ursprünglichen Bordürenstücks. Nach einem weiteren halben Jahr waren dann auch die vier Randstreifen fertig gestickt.
Dann ging es an’s Quilten. Über eine Stickerei kann man nicht quilten und über Samt auch nicht. Also haben es 80 teilweise alte Perlmuttknöpfe gerichtet, angenäht mit dem roten Garn. Statt eines glatten Bindings gefiel mir zu dem Samt ein üppig gerüschter Rand erheblich besser. Und dann, Ende Oktober 2018, waren die „Himmlischen Heerscharen“ endlich fertig, pünktlich zu ihrem Auftritt in der Ausstellung „Engel – geflügelte Boten“ vom 4.11. – 2.12.2018 im Museum Stickerei, Spitze & Co in Ennigerloh.
Museum Stickerei, Spitze & Co
Frau Monika Schmillenkamp betreibt mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes ein privates, recht kleines, aber überaus feines Museum im Kulturzentrum „Alte Brennerei Ennigerloh“. Darüber hinaus ist sie eine der versiertesten Handarbeiterinnen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte und sie freut sich über jeden Besuch.
Adresse: Alte Brennerei Ennigerloh, Liebfrauenstraße 6, 59320 Ennigerloh
Öffnungszeiten: 1. Sonntag im Monat, 14 – 18 Uhr
und nach telefonischer Absprache unter Tel. 02524/5398
HP: www.stickereischaetze.de